Nachdem Jule und ich Anfang Juli bereits einmal auf dem bekannten und beliebten Mauerpark-Flohmarkt herumspioniert und ein paar neugierige Gespräche mit Verkäufern dort geführt hatten, war es am Sonntag, den 16.08. auch für uns endlich soweit. Wir sollten unseren ersten eigenen Stand auf dem Flohmarkt haben.
Wir hatten vorab entschieden, dass wir nicht allein mit unserem Spiel kommen würden, sondern noch ein paar andere Dinge anbieten wollen. Schließlich ist es ein Flohmarkt, und die Besucher*innen wollen ja auch etwas zu entdecken haben. Jule brachte selbst gestaltete Postkarten, Affirmationskärtchen und Bücher mit, die sie in den letzten Jahren geschrieben hat [diese Frau ist ein unendlicher Quell der Inspiration und bringt im Gegensatz zu mir die Dinge beständig zu Ende, die sie beginnt; ich hingegen träume immer ganz viel und benötige zum Anfangen oder wahlweise auch Durchziehen von kreativen Projekten oft einen ordentlichen Arschtritt … Jule ist ein Vorbild für mich und dann auch noch meine Businesspartnerin? Score!]. Natürlich war auch unsere quotery Berlin Edition mit im Gepäck, Sticker, unsere schicken neuen Visitenkarten und ein großes selbst gebautes Display, damit Interessierte bei Bedarf auch ein wenig probespielen können.
Aber von Beginn an: Sonntag hieß es zunächst, zu einer unsäglichen Zeit – zumindest für Sonntag – aufzustehen. Fix Kaffee gekocht, intravenösen Schwarzes Gold-Zugang gelegt und den ganzen Flohmarktkram ins Auto geladen. Viertel 9 standen wir dann in der Schlange am Büdchen mit all den anderen Verkäufer*innen. Nun hatten wir aber einfach keine Ahnung. Irgendwie hatten alle anderen so gelbe Plastikkärtchen in der Hand, wir schienen also auch eins zu benötigen. Damit zeigt man, dass man einen Freiflächenplatz mieten möchte, während blaue Plastikkärtchen einen Leihstand mit Bude (und Schatten … etwas das wir im Laufe des Tages noch schmerzlich vermissen sollten) anzeigen. Nach etwas Herumfragen bei den alten Flohmarkt-Häsinnen hatten wir dann auch unseren Freiflächen-Plastikschnipsel in der Hand und konnten wenig später unsere 1m-Freifläche für 10,- mieten. Der Platz wurde uns gezeigt und wir konnten mit dem Aufbau beginnen. Viele fuhren mit ihrem Auto auf die Fläche, wozu uns nur geraten wurde, wenn wir cool mit Beulen im Auto sind, weil eng.
Sind wir nicht, also trabte erst Jule los, um die ersten 50% unseres Zeugs zu holen und im Anschluss ich. Es fehlten nur noch zwei (sehr unhandliche) Holzstühle – wir sind ja Füchse und haben daran gedacht, eine Sitzgelegenheit mitzubringen – und eine große Reisetasche mit Rollen. Das wird ein Klacks, dachte ich, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Hatte ich beide Stühle unterm rechten Arm, klemmten sie mir zügig das Blut ab, fädelte ich beide Stühle über den Ziehgriff der Reisetasche und legte sie obenauf ab, ging das etwa für 5m gut, ehe die Stühle rechts oder links der Tasche herunterrutschten und mir schmerzhaft in die Hacken schlugen. Von unserem Parkplatz zum Stand waren es vielleicht 500m, aber Junge, die ziehen sich hart, wenn du alle paar Meter anhalten und dich neu sortieren musst. Ein älterer Herr, Marke derangierter Weihnachtsmann, schien meine kläglichen Versuche voranzukommen beobachtet zu haben, rollte mit seinem Fahrrad auf mich zu und rief aus: “Boah, Mädel, das Elend kann man ja nicht mit ansehen! Komm, gib mir die Stühle, ich bring sie dir mit hin.” Das Angebot nahm ich sehr erleichtert an und gemeinsam machten wir uns auf zu unserem Stand. Es stellte sich heraus, dass er schon viele Jahre auf dem Flohmarkt verkauft. Ich erzählte ihm, dass es unser erstes Mal auf dem Flohmarkt sei. “Das sieht man.” erwiderte er nur trocken. Recht hatte er. Spanngurte! Wir brauchen Spanngurte! Okay, okay, nächstes Mal.
Fix hatten wir dann unseren Tisch eingerichtet, waren stolz auf unser Werk und aufgeregt. Als Ziel hatten wir angepeilt, jeweils einen Artikel von unserem mitgebrachten Krempel zu verticken. Fanden wir realistisch. Da hatten wir die Rechnung aber ohne die Flohmarktbesucher*innen gemacht. Die ersten zwei Stunden hielt nicht eine Person an unserem Stand an. Den Mann, der nur kurz zum plauschen stehen blieb und mich belehren wollte, ich solle besser Sonnenbrand riskieren als mich mit Aluminium-haltigem Sonnenschutz einzucremen, zählen wir jetzt mal nicht. Und den “Ich spiele nur Schach.”-Besucher vergessen wir auch gleich wieder. Mein Sonnenspray enthält im Übrigen keine Aluminiumsalze. Ha!
Während wir also warteten ballerte die Sonne bei inzwischen 30°C erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel auf uns herunter. Und wir begannen damit, auf Fehlersuche zu gehen. Vielleicht liegt doch zu viel auf unserem Tisch? Halten die Leute nicht an, weil sie sich unter dem Namen quotery auf unserem Banner nichts vorstellen können? Ist ein Memo-Spiel mit Berlinzitaten vielleicht doch nichts für einen Flohmarkt? Ist den Leuten einfach zu warm, um in der prallen Sonne stehen zu bleiben?
Schließlich räumten wir den meisten Krempel wieder ab und ließen nur das Spiel und zwei Fotoprints von mir, die ich mittels Transfertechnik auf Spanholzplatten aufgezogen hatte, liegen. Das schien zu helfen. Nach und nach hielten dann doch ein paar Menschen bei uns an und erkundeten unsere feilgebotene Ware. Wann immer wir Gelegenheit hatten, unser Spiel kurz vorzustellen, schlug uns aber dann doch Wohlwollen entgegen “Ach, das ist ja eine tolle Idee!” oder “Die 24,90 ist das auch wert, aber vielleicht nicht unbedingt auf’m Flohmarkt?!”, aber auch mal so halbherziges wie “Nette Idee, aber nichts für uns, wir sind ja nicht mal aus Berlin.”
Jule musste abends noch zurück nach Hamburg sausen, also haben wir 15 Uhr abgebaut und sind zugegebenermaßen etwas enttäuscht und traurig nach Hause getrottet.
Rekapitulieren wir:
Was sind wir am Ende des Flohmarkttages also los geworden?
- Ziemlich viel Schweiß.
- Ein paar Sticker und Visitenkarten.
- WEDER unsere Ehre noch unsere Zuversicht, das möchte ich betonen! Aber klar, wenn immer wieder Menschen an dir und deinem Produkt vorbeilaufen, ohne auch nur den Funken eines Interesses zu zeigen, ist das schon eine Zurückweisung, die ich erstmal verdauen musste. Aber wie Jule richtig bemerkte: “Nicht persönlich nehmen!”
Und was haben wir mitgenommen?
- Ein kleines Ründchen Sonnenbrand für alle, trotz LSF 50 aluminiumsalzfreien Sonnensprays.
- Viele, viele Erkenntnisse: z.B. das das Mauerpark-Flohmarkt-Klientel möglicherweise doch nicht unsere Zielgruppe einschließt; dass wir ein neues Banner brauchen, auf dem ein knalliges Berlin-Zitat steht, dass die Neugier der Leute etwas mehr weckt als unser zweifelsohne visuell ansprechendes quotery-Logo, das aber dann doch niemanden anzieht, weil bislang einfach noch niemand weiß, wer wir sind [abgesehen von unseren 44 Instagram-Followern; btw: Wir lieben euch! Danke, dass ihr da seid!] und, noch wichtiger, was unser Produkt ist.
Unser Fazit: Diese enttäuschende Erfahrung gehört genauso dazu, ein Business aufzubauen, wie die kleinen Erfolge. Wir bleiben dran und beißen uns durch. Versprochen!
Ich möchte frei nach Edison schließen:
Wir sind nicht gescheitert, wir haben nur einen Weg gefunden, der nicht funktioniert.